In deinen vier Wänden lauern sie – fast unsichtbar – die Stromräuber. Besser bekannt unter dem Decknamen Stand-by (engl. „Sich bereithalten“, „da sein, aber nichts tun“ oder „bereit sein, damit es losgehen kann“). In diesem Artikel erfährst du daher wie du Standby Strom sparen kannst.

Der CD-Player im Schlafzimmer oder der Fernseher im Wohnzimmer, beide dösen im Schlummerbetrieb dahin. Im Büro warten der PC und der Drucker im Ruhezustand auf den nächsten Einsatz. Dieses Szenario setzt sich in der ganzen Wohnung oder im ganzen Haus fort. Allzeit bereit möchte man alles haben, nur kostet dieser „Luxus“ eine Stange Geld.

Bist du auch der Meinung, dass dieser Verbrauch nur ein paar Kröten kostet? Ja, du hast recht, es ist nicht viel Geld, aber übers Jahr gerechnet, kommt da schon eine schöne Summe zusammen.

Aus diesem Grund möchte ich dir in sechs Schritten zeigen, wie viel Geld der Stand-by-Betrieb wirklich kostet, wie man ihn erkennt, und wie man ihn reduziert, damit die Haushaltskasse wieder lacht. Daher lasse uns gleich mit dem Standby Strom sparen starten.

Schritt 1 – was du über den Strom unbedingt wissen musst.

Ich möchte dir nur ein paar Grundlagen erklären, damit du besser verstehst, wie man effektiv Strom sparen kann.

Strom Privat FullSize

Dein Stromlieferant, auch Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) genannt, verrechnet dir die elektrische Arbeit in Kilowattstunde (kWh). Der derzeitige Preis liegt im Durchschnitt je nach Land und EVU bei ca. 0,18 €.

Jetzt geht es zur Berechnung:

Diese zwei Formeln und eine Umrechnung solltest du dir merken!

W = P x t

W = (elektrische) Arbeit [Einheit ist kWh]
P = Leistung [Einheit ist kW]
t = Zeit in Stunden [Einheit ist h]

Stromkosten = W (verbrauchte kWh) x Preis für 1 kWh

Man muss die Leistung immer in kW umrechnen.

k = kilo = tausend = 10 hoch 3 = 1000

1 Watt = 0,001 kW
10 Watt = 0,01 kW
100 Watt = 0,1 kW
1000 Watt = 1kW

Jetzt kommen wir zu einem Beispiel:

Ich habe mit einem Steckdosenenergiemessgerät / Strommessgerät festgestellt, dass meine Nespresso Kaffeemaschine im ausgeschalteten Zustand trotzdem 9 Watt Leistung verbraucht. Pro Tag ist diese Maschine ca. 23 Stunden ausgeschaltet und verbraucht trotzdem 9 Watt Leistung. Was kostet mir das in einem Jahr?

9 W = 0,009 kW

W = 0,009kW x 23h x 365 Tage = 75,56 kWh

Stromkosten = 75,56 kWh x 0,18 € = 13,60 €

Möchtest du meine Meinung dazu hören? Lieber trinke ich eine gute Flasche Wein mit Freunden um 13.- €, bevor ich dem EVU auch nur einen Cent schenke.

Das ist aber nur ein einziges Gerät, das wir hier berechnet haben. Wie viele „Flaschen Wein“ (Kinokarten, Heurigen besuche, Bücher, usw.) möchtest du dir so einsparen? Du kannst das gesparte Geld natürlich auch anlegen, das wäre wahrscheinlich die beste Lösung.

Warum verbrauchen Geräte überhaupt im Stand-by Strom?

Bei elektrischen Geräten gibt es meist vier Betriebszustände. Nehmen wir das Beispiel meiner Nespresso Kaffeemaschine nochmals her.

  1. Normalbetrieb = wenn ich einen Kaffee mache = 100 % Energieverbrauch
  2. Bereitschaftsbetrieb = Gerät erfüllt eine Funktion, aber nicht seine Hauptfunktion, es leuchtet die grüne Taste und die Kaffeemaschine wartet, bis ich einen Kaffee mache = verminderter Energieverbrauch
  3. Schein-Aus-Betrieb = Gerät am Hauptschalter ausgeschaltet = Verbrauch ist aber trotzdem noch 9 Watt
  4. Aus = ausgesteckt oder echter Hauptschalter = null Verbrauch

Warum verbraucht die Nespresso Kaffeemaschine trotz ausgeschaltetem Hauptschalter 9 Watt Leistung?

Die meisten elektrischen Geräte werden mit 230 Volt betrieben, die Elektronik benötigt aber nur 12 oder 24 Volt. Deswegen wird ein Trafo benötigt, da dieser die Spannung von 230 Volt auf z. B. 12 Volt reduziert.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten mit einem Schalter den Strom zu unterbrechen: entweder auf der 230 Volt Seite oder auf der 12 Volt Seite. Wenn der Schalter auf der 230 Volt Seite ist, dann wird im ausgeschalteten Zustand keine Energie verbraucht. Meist wird aber aus Kostengründen der Schalter auf der 12 Volt Seite eingebaut. Dann hat die Elektronik keinen Saft mehr, die 230 Volt Spannung liegt aber am Trafo noch immer an, und dieser verbraucht dann noch Energie, weil der Stromkreis noch geschlossen ist.

Schritt 2 – Standby Strom sparen – Wie du feststellst, ob Geräte Strom verbrauchen oder nicht.

Am besten überprüfen, ob ein Gerät Strom verbraucht, oder nicht, kann man mit einem Steckdosenenergiemessgerät. Ich habe meines 2008 bei Tchibo um ca. 13.- Euro erstanden. (auch Conrad oder Amazon führt diese Geräte)

Zum Finden eines heimlichen Stromfressers, brauchst du nicht unbedingt ein Markenmessgerät, wichtig ist nur, ob es überhaupt den Stromverbrauch anzeigt, und das machen auch billige Geräte.

Profitipp für Sparfüchse

Du kannst ein Messgerät bei deinem Stromversorgungsunternehmen kostenlos ausborgen, oder kaufst eines in der Gemeinschaft mit deinen Freunden oder deinem Nachbarn. Man braucht das Gerät sowieso nur ein bis zweimal im Jahr.

Die Funktion eines Steckdosenenergiemessgeräts ist ganz einfach: Laut Bedienungsanleitung auf Watt stellen und dann zwischen Steckdose und Gerät, welches du prüfen möchtest, stecken. Zeig das Gerät eine Leistung an, wird Strom verbraucht. Zeigt es 0 an, wird kein Strom verbraucht. Ist doch ganz einfach, oder?

Mit der Berechnung im Schritt 1 kannst du dann feststellen, wie viel dir dieser Standby-Verbrauch kostet. Überprüfe dann alle deine Geräte und du wirst echt überrascht sein, wo überall heimlich Strom verbraucht wird.

Selbst meine Geschirrspülmaschine verbraucht im ausgeschalteten Zustand 2 Watt Leistung.

Schritt 3 – Standby Strom sparen – Schnell und einfach alle Stromfresser finden.

Jetzt geht es ans Suchen der heimlichen Energievernichter. Es gibt zwei einfache Regeln, die du dir merken kannst.

  1. Überall, wo eine kleine Lampe leuchtet, oder eine Zeituhr vorhanden ist, wird auch im abgeschalteten Zustand Strom verbraucht (z. B. Videorekorder, DVD-Player, Mikrowelle, E-Herd usw.)
  2. Alle Netzkabel (Stromkabel) mit einem Trafo (siehe Foto) verbrauchen, auch wenn der Hauptschalter aus ist, Strom. Dein Handyladegerät verbraucht, obwohl kein Handy zum Laden angesteckt ist, Energie. Du kannst das unkompliziert überprüfen, greife die Netzteile mit der Hand an, sind sie lauwarm, dann wird Energie verbraucht.

Alle anderen Geräte (wie z. B. Kaffeemaschine, Mixer, Wasserkocher, Stehlampe mit Deckenfluter, Drucker, Kopierer usw.) kannst du mit dem Steckdosenenergiemessgerät / Strommessgerät überprüfen.

Ich würde alle elektrischen Geräte, im Haus oder in der Wohnung, mit dem Messgerät überprüfen. Nimm dir jeden Raum einzeln vor, damit du nichts vergisst. Dann schreibst du dir zu jedem Gerät den Stand-by-Verbrauch in Watt auf einen Zettel auf und kannst dir dann gleich ausrechnen, wie viel Geld du dir im Jahr ersparst. Diese Auflistung der Geräte benötigst du dann im Schritt 4. Dort erkläre ich dir, wie du die heimlichen Stromverbraucher für immer ausschaltest.

Schritt 4 – wie du die Energieräuber ausschaltest …

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Energieräuber jetzt auszuschalten. Nimm deine Geräteliste her, und schaue, welche der Möglichkeiten die Beste ist, und setze das dann so schnell wie möglich um.

Schaltbare Steckerleisten zum Standby Strom sparen verwenden

Damit kannst du mehrere Geräte gleichzeitig mit einem Fingerdruck aus-/einschalten und vollständig vom Strom trennen. Ideal für mehrere Geräte, wie es beim Computer, oder bei HiFi-Anlagen der Fall ist. Der Preis beträgt ab ca. 3.- Euro. Hier findest du schaltbare Steckerleisten zum besten Preis.

Schaltbare Zwischensteckdose für einzelne Geräte

Diese bekommt man bei Amazon ab 2,99 Euro. Dann brauchst du dir nicht überall eine neue schaltbare Steckerleiste kaufen, sondern verwendest zusätzlich eine schaltbare Einzelsteckdose. Ich verwende bei meinem Computer mehrere Einzelsteckdosen.

Der Drucker und der Scanner werden nicht so oft verwendet, deshalb schalte ich diese beiden Geräte zusätzlich mit einer Einzelsteckdose. Der Drucker verbraucht ca. 2 Watt im ausgeschalteten Zustand, als Faustregel kann man sagen, dass 1 Watt Stromverbrauch im Jahr ca. 1,50 Euro kostet. Bei 2 Watt sind das 3.- Euro und eine Einzelsteckdose für den Drucker spart mir im Jahr trotz Investition von 2.- Euro immer noch 1.- Euro im ersten Jahr. Hier bekommst du einzelne abschaltbare Steckdosen zum besten Preis.

„Power Saver“ (Stromsparboxen)

Sie trennen die angesteckten Geräte (z. B. Videorekorder, TV, Fax, Monitore, Kopierer usw.) automatisch vom Netz. Viel Komfort für sehr viel Geld, denn so ein „Power Saver“ kostet meistens ab 50.- Euro aufwärts und rentiert sich erst nach ein paar Jahren, da diese Boxen auch einen geringen Stromverbrauch haben. Power Saver gibt es hier (klick)

Standby Strom sparen durch Netzfreischaltung

An beliebiger Stelle im Haus oder in der Wohnung, wird ein 2 poliger Hauptschalter montiert, der z. B. das ganze Kinderzimmer von der Stromversorgung trennt (alle Steckdosen und auch das Licht). Diese Möglichkeit kostet im Nachhinein sicher das meiste Geld, der Vorteil liegt aber darin, dass der ganze Raum keinem Elektrosmog mehr ausgesetzt ist. Wird nur für Kinderzimmer, Schlafräume und Büros eingesetzt.

Stecker ziehen und dadurch Standby Strom sparen

Ist einfach und kostet nichts, aber leider nicht so komfortabel.

Der Videorekorder / DVD Rekorder bleibt trotz Stromverbrauch am Netz, da du ja sonst jedes Mal die Zeit für Timer aufnahmen neu einstellen musst. Geräte mit Festplatte, wie z. B. ein Festplattenrekorder oder Kopierer, sollten auch nicht über eine Steckerleiste abgeschaltet werden, da sonst die Festplatte einen Schaden erleiden könnte. (Außer es gibt einen Hauptschalter)

Wichtige Anmerkung zum Standby Strom sparen: Du musst zwar manchmal eine kleine Investition (z. B. für eine Steckerleiste) tätigen, aber beachte, im darauffolgenden Jahr und im übernächsten Jahr, usw., sparst du auch weiterhin den Stand-by-Verbrauch. Diese Maßnahmen gelten Jahre hinweg und je teurer der Strom wird, desto mehr hast du dir durch das Ausschalten des Stand-by Stromes gespart. Ich habe bei allen meinen Berechnungen einen Strompreis von derzeit 18 Cent/kWh angenommen.

Schritt 5 – 8 – Tipps zum Standby Strom sparen, die du nicht außer Acht lassen solltest.

  1. Achte beim nächsten Kauf eines Elektrogeräts auf die Leistungsaufnahme in Betrieb, sowie auf den Stand-by bzw. Sleep Verbrauch. Auf der Seite www.topprodukte.at kannst du Geräte mit der größten Energieeffizient miteinander vergleichen. Sparsame Geräte verbrauchen im Stand-by-Betrieb nur noch unter 1 Watt. Weitere Informationen findest du auch auf www.spargeraete.de/ESV
  2. Wenn möglich, kaufe zum Standby Strom sparen neu Geräte nur mit Hauptschalter.
  3. Beim Computer kann man eine Steckdosenleiste mit Master-Slave-Funktion kaufen. Bittet mehr Komfort, da beim Runterfahren des Computers alle angeschlossenen Geräte automatisch vom Strom getrennt werden. (kosten ca. ab 40.- Euro, gibt es auch bei Conrad)
  4. Ein Bildschirmschoner sieht zwar gut aus, verbraucht aber auch viel Strom, deshalb würde ich die Funktion „Monitor ausschalten“ in der Energieversorgung deines Computers aktivieren. Bildschirmschoner sind bei modernen Monitoren nicht mehr notwendig. Der Stromverbrauch wird dadurch, je nach Modell, bis zu 90 Prozent gesenkt.
  5. Faustregel: 1 Watt Stand-by kostet im Jahr ca. 1,50 Euro an Stromkosten. Laut Schätzungen gehen bis zu 10 Prozent (das sind 100.- bis 200.- Euro im Jahr) der Stromrechnung an den Stand-by-Verbrauch. Laut der österreichischen Energieagentur macht der Stand-by-Verbrauch in Österreich jährlich die Leistung eines 150-Megawatt-Kraftwerks aus. In Deutschland könnte man sich dadurch sogar 2 900-Megawatt-Kernkraftwerke ersparen. Der erste Schritt dazu fängt bei uns selbst an!
  6. Vermeide Stand-by auch bei Werkzeugen und trenne diese, wenn du sie nicht mehr benötigst, sofort vom Netz.
  7. Ziehe nach dem Aufladen des Handyakkus das Ladegerät von der Steckdose. (spart 3.- Euro)
  8. Auch Funksteckdosen (ca. 4 Watt Verbrauch) und Steckdosen mit Zeitschaltuhren (ca. 6 Watt) verbrauchen im Stand-by Strom.

Schritt 6 – Standby Strom sparen – Schnellstartanleitung

Damit du schnell Ergebnisse beim Standby Strom sparen erhältst, musst du jetzt handeln. Deshalb ist hier meine Schnellstartanleitung:

  1. Schritt 1 bis 5 nochmals lesen
  2. Die Energieräuber aufspüren: Alles, was leuchtet und eine Zeitanzeige hat, raubt Strom. Schreibe diese Geräte auf eine Liste.
  3. Strommessgerät zulegen / ausborgen
  4. Alle anderen Geräte mit dem Strommessgerät überprüfen, ob AUS wirklich AUS ist, und auch auf die Liste schreiben. Alle Geräte mit Trafonetzteil verbrauchen auch im angesteckten Zustand Strom.
  5. Maßnahmen setzen: Abschaltbare Steckdosenleiste, abschaltbare Einzelsteckdose, Master-Slave-Steckdosenleiste, oder „Power Saver“ verwenden. Die billigste Möglichkeit ist den Gerätestecker zu ziehen. Ladegeräte nach dem Laden ausstecken und auch Werkzeuge nach deren Verwendung ausstecken.
  6. 1 Watt Einsparung erspart dir 1,50 Euro an Stromkosten im Jahr.
  7. Beim Kauf eines neuen Elektrogerätes, Energieeffizienz auf www.topprodukte.at oder www.spargeraete.de/ESV prüfen. Neue Geräte, wenn möglich, nur mit Hauptschalter kaufen.

Zum Schluss meiner 6 Schritte Anleitung zum Standby Strom sparen möchte ich dir noch zeigen, wie viel Watt 10 Geräte in meinem Haushalt im Stand-by-Betrieb verbrauchen, und wie viel Stromkosten man sparen kann:

  • Hifi-Anlage Philips 13Watt
  • Thosiba 70 cm Bildrohren Fernseher 13 Watt
  • Receiver 9 Watt
  • Turmix Nespressomaschine 9 Watt
  • HDD-DVD Recorder 4 Watt
  • Canon Drucker 2 Watt
  • Whirlpool Geschirrspülmaschine 2 Watt
  • Kettler Ergometer 20 Watt
  • Creativ Dolby PC Lautsprecher 13 Watt
  • Kabel Modem 11 Watt
  • usw.

Diese 10 Geräte verbrauchen nur im Stand-by (oder Sleep Modus) 96 Watt, das sind pro Jahr ca. 700 kWh, und Kosten von jährlich ca. 126.- Euro (20 Stunden im Stand-by, 0,18 Euro Strompreis). Mit ein paar Maßnahmen kann man so seine Haushaltskosten einfach senken und damit jährlich mindestens 126.- Euro sparen, und das Jahr für Jahr.

Strom Privat FullSize

Viel Erfolg beim Standby Strom sparen!

Strom Privat FullSize

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.